Sagt einer bei uns im Dorf, dass er zum Schäfer geht, dann wandert er nicht aufs Feld zu den Schafen und ihrem Hirten, sondern besucht ein ganz bestimmtes Wirtshaus. Da der frühere Wirt vom Erlös des Ausschankes allein zu wenig zum Leben hatte, musste er sich zusätzlich Schafe halten. Daher bekam er seinen Namen und wird bis heute Schäfers Michl genannt.
Überhaupt wurden früher die Häuser gerne nach dem Beruf des Familienoberhauptes benannt. Das hält sich zum Teil bis heute, auch wenn keiner der Nachfahren mehr die Schäferei betreibt. Hausnamen bleiben hartnäckiger als jeder Spitzname kleben und werden vor dem eigentlichen Namen genannt. Die Tochter des Schäfers hieß daher Schäfers Morie und jeder wusste, wer gemeint war. Früher kam ja erschwerend noch hinzu, dass viele Menschen im Dorf den gleichen Vornamen trugen – und da gewissermaßen oft nur über den Misthaufen, also innerhalb des Dorfes, geheiratet wurde, trugen auch viele Menschen den gleichen Nachnamen. Allein der Hausname zeigte zuverlässig, wer von den vielen Gleichnamigen eigentlich gemeint war. Oft erhielten zudem die erstgeborenen Söhne den gleichen Vornamen, den schon der Vater oder Großvater trug. Dieser bekam seit dieser Zeit – so viel Unterscheidung musste sein – das Attribut „alt“, hieß also ab dann der alte Schäfer.
Einer der alten Hausnamen in unserem Dorf ist „Fischvogt“, in Franken kurz „Fischogg“ genannt. Weil sich der Bewohner dieses Hauses im 18. Jahrhundert um die Fischweiher des hiesigen Grafen gekümmert hat, werden nun alle seine Nachfahren „Fischogg“ genannt.
Da unser Urgroßvater Steinmetz, also Grabsteinhauer war, lautet unser Hausname Hacker.
Einmal im Jahr besuche ich allerdings einen richtigen Schäfer: Dort hole ich ein frisch geschlachtetes Schaf. Da einige aus meiner Verwandtschaft früher ebenfalls Schäfer waren, habe ich mich mit ihm unterhalten und wollte wissen, wie er so lebt und was er gerne isst.
Er verriet mit ein altes Rezept von der Lammleber, die in ein Fettnetz mit Zwiebeln und Knoblauch eingewickelt und anschließend in einer Pfanne gebraten wird.
Leber nach Schäfers Art
Zutaten:
1 Leber vom Schaf
1 Fettnetz vom Bauchfell
3 Zwiebeln
5 Knoblauchzehen
Salz und Pfeffer
Zubereitung:
Das Fettnetz wird auf einer glatten Unterlage ausgebreitet.
Die Leber wird gewaschen, trocken getupft und in ein Zentimeter dicke Streifen geschnitten.
Diese werden gleichmäßig auf das Netz verteilt, so dass ein Rand von fünf Zentimeter frei bleibt.
Die Zwiebeln und Knoblauchzehen halbieren, in dünne Streifen schneiden und auf den Leberstreifen verteilen.
Das Ganze mit Salz und Pfeffer würzen. Nun das Netz von den Längsseiten her jeweils bis zur Mitte einschlagen.
Dann wird alles wie bei einem Rollbraten vorsichtig über die schmale Seite aufgerollt.
In einer Pfanne bei mittlerer Hitze von allen Seiten braten, bis die Leber gar ist. Der Schäfer isst dazu einfach Brot, Kartoffelbrei passt aber auch sehr gut.
Rezeptanleitung. Zum Herunterladen bitte anklicken.
Leber nach Schäfers Art pdf Rezeptanleitung