Kann sich jemand vorstellen, dass ein Wirt in seinem Gasthaus nur Bier in Flaschen vorrätig hat – und diese nicht nur an erwachsene Gäste, sondern sogar an Grundschüler verkauft? Was heute unvorstellbar scheint, war damals, in den 70er Jahren, vermutlich gar nicht mal so selten.
Jetzt habe ich erfahren, dass der Wirt von der Brauerei Rittmayer in Willersdorf, der uns damals Bier verkaufte, im Februar 2020 verstorben ist. Ihm sei dieser Beitrag gewidmet.
Es war in der vierten Klasse, kurz vor den Sommerferien – und wir mussten mit dem Lehrer auf einen Wandertag. Welches Ziel steuern Grundschüler in Franken an? Selbstverständlich einen Bierkeller. Der Lehrer motivierte uns mit großen Wiener Schnitzeln und Pommes, alles für nur 4,50 DM.
Von der Wimmelbacher Schule marschierten wir quer durch den Wald bis zur Brauerei Rittmayer in Willersdorf.
Auch wenn die Strecke nur sechs Kilometer betrug: An diesem Tage brannte die Sonne und es war auch im schattigen Wald einfach heiß. Bald hatten wir alles ausgetrunken, was wir in Rucksack oder Tasche eingepackt hatten und nervten unseren Lehrer, wie lange es wohl noch dauern würde, bis wir endlich am Ziel wären.
Vor der Brauereigaststätte war ein Biergarten, in dem unter großen Laubbäumen Tische standen.
Es war angenehm und die Schnitzel so groß, dass alle satt wurden. Da bei uns das Geld notorisch knapp war, musste ich mir das Schnitzel zwar mit meinem Zwillingsbruder teilen, der Fleischbrocken war aber so groß, dass es für uns beide reichte.
Als uns der Lehrer zum Rückweg aufforderte, wollten wir noch Getränke kaufen: Immerhin mussten wir noch einmal sechs Kilometer überstehen. „Bei mir gibt es nur Bier in Flaschen“, zuckte der Wirt mit den Schultern. „Ihr haltet schon durch“, motivierte uns der Lehrer und verbot uns, das Bier zu kaufen. Zwei Mitschüler setzten sich über das Verbot hinweg, warteten, bis sich der Lehrer schon etwas entfernt hatte, kauften ein paar Flaschen und versteckten sie in ihren Rucksäcken.
Da die Schnitzel gut gesalzen waren, bekamen wir bald Durst. Wir trödelten, so dass wir hinter der Klasse liefen und als sich die anderen weit genug entfernt hatten, packten wir aus. Auf dem Etikett stand „Vollbier“. Heute weiß ich, dass ein Vollbier keine Extra-Biersorte ist, sondern die Bezeichnung für ein Bier mit einer Stammwürze von 11-15 Prozent ist.
Da hatten wir nun die Bierflaschen in den Händen – aber keiner von uns hatte einen Flaschenöffner dabei. Wir versuchten alles, nichts klappte. Einer der Jungs drängte sich vor: „Ich zeig euch, wie das geht“, klemmte den Kronkorken fest zwischen die Backenzähne und hebelte ihn von der Flasche. Wir hörten ein leises Zischen – dann war die Flasche offen.
„Tut das nicht weh? Gehen deine Zähne dabei nicht kaputt?“, wir stellten neugierig viele Fragen, doch der Flaschenöffner winkte ab: „Ich habe gute Zähne“.
Wir saugten gierig das Vollbier aus der Flasche und rissen sie uns gegenseitig vom Mund. Die vier Flaschen waren in Nullkommanix ausgetrunken – und wir fühlten uns zunächst großartig. Allerdings wirkte das ungewohnte Vollbier schnell auf uns neunjährige ein und wir begannen zu kichern. Schlimmer noch war, dass uns das Bier auch die Beine müde machte. Der Lehrer kam irgendwann zu uns nach hinten und ermahnte uns, bei der Klasse zu bleiben. Das war leichter gesagt als getan. Mir ging es hundeelend und ich fürchtete, dass ich den ganzen Weg nicht mehr schaffen würde.
„Nie wieder Bier“, das schwor ich mir. An der Schule in Wimmelbach wartete der Schulbus, mit dem wir zurück nach Heroldsbach fuhren. Zu Hause angekommen, entgegneten wir unserer Mutter auf die Frage: „Wie wars?“, nur kurz mit „Schön, aber wir sind hundemüde“, und ich verschwand mit meinem Zwillingsbruder im Zimmer. Dort schliefen wir erst einmal unseren ersten Rausch aus.
Wiener Schnitzel
(original aus Kalbsschnitzel)
Zutaten:
4 Kalbsschnitzel
2 Eier
Mehl
10 ml Vollrahm
Semmelbrösel
Butterschmalz
Salz und Pfeffer
1 Zitrone
Zubereitung:
Schnitzel in Frischhaltefolie einpacken und mit einem flachen Gegenstand (keinen Fleischklopfer) flach klopfen.
Anschließend salzen und pfeffern.
Auf zwei Teller jeweils Mehl und Semmelbrösel verteilen.
In einem tiefern Gefäß zwei Eieraufschlagen und grob verrühren, das Eiweiß muss noch zu erkennen sein.
Jetzt den Vollrahm leicht unter das Ei mischen.
Die Schnitzel zuerst im Mehl, dann im Ei und anschließend in den Semmelbrösel wenden. In einer Pfanne Butterschmalz erhitzen und die Schnitzel auf beiden Seiten unter hoher Temperatur goldgelb ausbacken.
Zum Wiener Schnitzel gab es bei uns immer Pommes mit Ketchup, dazu wurde Blattsalat gereicht und ein Zitronenstück, um das gebratene Schnitzel zu beträufeln.
Rezeptanleitung. Zum Herunterladen bitte anklicken.
Original Wiener Schnitzel pdf Rezeptanleitung