Heute beschäftige ich mich den ganzen Tag lang mit einem orientalischen Koch-Lese-Buch, das ich auf dem Blog vorstellen möchte: Hier verraten Flüchtlingskinder aus Syrien, Afghanistan, Irak und dem Iran ihre Lieblingsrezepte.
Da heute Abend ein Freund zu Besuch kommt, will ich Kabuli (Reis mit Lammfleisch) mit einem persischen Joghurtdip und als Nachspeise Sohle Zard (ein süßer Reisbrei) machen.
Neben den Rezepten erzählen die Kinder auch etwas über ihre Heimat, die sie verlassen mussten und die Wünsche, die sie haben.
Wer möchte, kann dieses Buch beim Verlag www.editionesspapier.com erwerben: Der Erlös ist für die Kinder und die Flüchtlingshilfe.
Kinder auf der Flucht: Die gab es schon, bevor ich überhaupt geboren wurde. Nach dem zweiten Weltkrieg kamen viele Vertriebene und Flüchtlinge, einige von ihnen wurden auch in unserem Dorf einquartiert.
Die Einheimischen waren wenig begeistert. Sie mussten nämlich angeben, wie groß ihr Haus oder ihre Wohnung war und wie viele Personen darin wohnten. Nach einem strengen Schlüssel wurden anschließend die Neuankömmlinge auf die einzelnen Häuser verteilt. Niemand wurde gefragt, ob ihm das passte oder nicht. Wer übrigens falsche Angaben zur Hausgröße oder den dort lebenden Bewohnern gemacht hatte, wurde bestraft.
Auch meine Oma musste eine Flüchtlingsfamilie in ihrem Haus unterbringen. Diese nannten sich aber Vertriebene. Was nun der Unterschied zwischen Vertriebenen und Flüchtlingen war, habe ich als Kind nicht verstanden, er war ihnen aber sehr wichtig.
Für uns Buben war es unglaublich spannend, wenn die Familie – die noch lange bei meiner Oma im Haus wohnte – von ihrer alten Heimat erzählte. Leider kam das für unseren Geschmack viel zu selten vor.
Sie erzählten, dass in ihrem früheren Haus eine Granate eingeschlagen hatte – und das Loch im Dach immer noch drin war. Die jetzigen Bewohner des Hauses hatten es auch nach 25 Jahren noch nicht repariert. Die aus ihrer alten Heimat vertriebenen Menschen waren anscheinend überzeugt, dass sie eines Tages wieder zurückkehren würden.
Obwohl sie schon seit Jahrzehnten in Deutschland lebten, bezeichneten sie diesen anderen Ort noch als ihre Heimat.
Auch wenn es diese Flüchtlinge oder Vertriebenen in meinem Dorf gab: Wir hatten alle die gleiche Kultur. Alle waren katholisch, alle sprachen Deutsch (wenn auch manche mit einem anderen Akzent), alle hatten annähernd den gleichen Geschmack, was das Essen betraf, alle besuchten die gleiche Schule, alle gingen am Sonntag in die Kirche.
Erst als ich selbst erwachsen war, lernte ich Menschen aus anderen Kulturen kennen und lernte, dass nicht alles so einheitlich abläuft, wie das in unserer kleinen Dorfidylle war.
Als sich in den 70er Jahren auch fremde Menschen im Ort niederließen, sich hier Häuser bauten, gefiel das auch nicht allen Alteingesessenen. Diese „Zugereisten“, wie man sie nannte, wurden auch beschimpft und aufgefordert, doch bitte das Dorf wieder zu verlassen.
Das haben nicht alle gemacht, aber es waren doch eine ganze Menge. Offenbar macht es Menschen Angst, wenn sie mit etwas fremden oder mit Fremden in Berührung kommen. Wird damit ihr Gerüst aus geregelter Ordnung und Sicherheit in Frage gestellt?
Bei mir war die Neugierde stärker als die Angst. Allerdings gab es auch Begegnungen, die mich herausforderten.
Ich war längst verheiratet und hatte eigene Kinder, als ich miterleben musste, wie ägyptische Kinder von einheimischen Kindern hier durch das Dorf gejagt wurden. Da habe ich eine Entscheidung getroffen und den fremden Kindern geholfen. Auf einmal regelt die Dorfidylle das nicht mehr für mich: Und ich fühlte mich plötzlich selbst fremd, obwohl ich in meiner eigenen Heimat lebe.
Kabuli (Afghanistan)
Zutaten:
400g Basmatireis
800g Lammfleisch aus der Keule
2 große Zwiebeln
400g Karotten
2 TL Garam Masala
2 TL Feinkristallzucker
120g Rosinen
100g Mandelstifte
100g Pistazienstifte
8 EL Sonnenblumenöl
Zubereitung:
Reis mehrmals mit lauwarmen Wasser waschen und anschließend 2 Stunden einweichen lassen. Fleisch in ca. 5 cm große Stücke schneiden. Zwiebeln in einer Pfanne erhitzen, bis sie glasig sind. Danach mit Garam Masala, Salz und Pfeffer anbraten und mit 3 Eßlöffel Wasser kurz ablöschen. Das Fleisch hinzugeben und von allen Seiten anbraten. Jetzt Wasser hinzugießen und 1 Stunde kochen, bis das Fleisch gar ist.
Karotten in der Pfanne erhitzen und mit Zucker karamelisieren. Danach Rosinen hinzugeben und kurz mitrösten, bis die Karotten gar und die getrockneten Rosinen wieder aufgegangen sind. Alles auf einen Teller zur Seite stellen. In der selben Pfanne nun die Mandel- und Pistazienstifte ohne Öl kurz anrösten.
Fleisch aus der Brühe nehmen und warm stellen. Brühe absieben und aufkochen. Anschließend den eingeweichten Reis hinzufügen und bei kleiner Hitze garen, bis die Flüssigkeit verdampft ist.
Fleisch, Rosinen, Karotten und Nüsse der Reihe nach auf den Reis geben und darauf achten, dass die Zutaten nicht miteinander vermischt werden. Mit einem Geschirrtuch abdecken und 20 Minuten bei niedriger Hitze dämpfen.
Jetzt das Lammfleisch auf einer Platte anrichten und mit dem Reis bedecken. Der Reihe nach die Rosinen, die Karottenmischung und die Nüsse hinzugeben.
Tipp: Wem es zu trocken ist, kann noch einen Joghurtdip dazu servieren. Für mich als Franke und Soßenfan ein absolutes Muss.
Persischer Joghurtdip
Eine halbe Gurke in kleine Würfel schneiden und unter 500g Naturjoghurt rühren. Nach Geschmack 50g Rosinen, 50g kleingehackte Wahlnüsse, einen EL getrocknete Minze (es geht auch Pfefferminze aus dem Teebeutel) hinzugeben und mit Salz und Pfeffer abschmecken.
Sohle Zard(Iran/Persien)
Zutaten:
200g Rundkornreis (Milchreis)
75g Butter
120g Feinkristallzucker
Kardamon (fein gemörsert)
Mandeln (gehackt)
1/4 TL Safranfäden
3 TL Rosenwasser
gehackte Pistazien und Zimtpulver zum Bestreuen
Zubereitung:
Reis 1 Stunde in Wasser einweichen. Wasser abgießen und den Reis ein wenig zerdrücken. Den Reis zusammen mit Wasser und der Butter in einem Topf 1 Stunde kochen. Immer wieder Wasser nachgießen. Die Konsistenz sollte ein wenig fester sein als die von Risotto.
Den Safran in 2 Teelöffel heißem Wasser auflösen. Mit dem Zucker, Kardamon, Mandeln und dem Rosenwasser zum Reis geben. Jetzt weitere 5 Minuten ständig umrühren. Am Topfboden nichts ansetzen lassen.
Den Pudding in Schalen füllen und auskühlen lassen. Mit Pistazien und Zimt dekorieren.
Rezeptanleitung: Zum Herunterladen hier anklicken.
Kabuli – Persischer Joghurtdip – Sohle Zard pdf Rezeptanleitung