Früher nutzte nicht nur meine Mutter den Garten rund ums Haus, sondern nach ihrem Tod auch meine Oma und ihre Schwester, galt es doch, jedes Stückchen Erde mit Gemüse, Kartoffeln und Kräutern zu bepflanzen.
An einem Nachmittag, es war schon Herbst, war unsere Großtante, die Schwester meiner Oma, erst eine ganze Weile im Garten beschäftigt, als sie plötzlich ins Haus kam und uns anherrschte: „Was hobbd ihr mit mei Rawinzerla gmachd?“ Keiner von uns wusste, was sie meinte, da klärte sie uns auf: Rawinzerla ist ein Salat. Sie hatte ihn gegen Ende des Sommers gesät – und zeigte uns das nun leere Beet. Wir versicherten ihr hoch und heilig, dass wir nichts aus dem Garten entwendet hatten und versprachen, dass wir unseren Vater fragen könnten, wenn er von der Arbeit kommt. Immerhin war er es, der für den Garten zuständig war.
„Des Unkraut auf dem Beet hab ich gestern rausgerissen“, antwortete der Vater auf unsere Frage: „Das war ganz schön viel Arbeit!“
Auch wenn sich unser Vater weder ums Essen, noch um die Dinge kümmerte, die im Garten wuchsen, wollte er den Garten sauber haben. Er war auf einem großen Bauernhof aufgewachsen, auf dem ein ordentlicher Garten wichtig war. Kein noch so kleines Unkrautpflänzchen durfte sprießen. Den Feldsalat, wie die Rawinzerla heißen, den kannte er nicht als Nutzpflanze. Deswegen riss er sämtliche kleinen Pflänzchen fein säuberlich aus, damit sie den anderen Pflanzen nicht die Nährstoffe rauben konnten.
Am nächsten Tag erzählten wir alles der Großtante und sie nahm daraufhin unserem Vater das Versprechen ab, dass er nie wieder im Garten Pflanzen ausreißen würde, die er nicht kennt. Und sie säte wieder Rawinzerla auf ein großes Beet.
Einige Wochen später fragte uns die Großtante, ob sie uns etwas Gutes zu essen machen solle. „Heute mache ich Rawinzerla mit ausgelassenem Speck und Croutons“. kündigte sie an. Für uns Brüder war das der erste Salat mit Rawinzerla. Unsere Mutter musste schließlich sieben Mäuler stopfen und Feldsalat war einfach zu mickerig, deswegen hat sie ihn nie aufgetischt. Wir fanden die Rawinzerla unserer Großtante jedoch sehr lecker, auch wenn es ein bisschen wenig war.
Ob sich unser Vater noch an sein Versprechen hält – und keine Pflanze entfernt, die er nicht kennt, das weiß ich nicht. Er reißt immer noch jedes Pflänzchen mitsamt der Wurzel aus dem Boden, schließlich soll das Unkraut den Nutzpflanzen nicht die Nährstoffe streitig machen.
Rawinzerla
Zutaten:
300 g Rawinzerla (Feldsalat)
2 Scheiben grünen Speck
Zwei Weißbrotscheiben oder ein altbackenes Brötchen
1 Knoblauchzehe
1/2 Glas Wasser
2 EL Weißweinessig
1/2 TL Zucker
Salz und Pfeffer
Zubereitung:
Feldsalat gründlich waschen und die Wurzeln entfernen.
Für die Croutons das Weißbrot in Würfel schneiden.
Zwei Eßlöffel Öl in einer Pfanne erhitzen und den zerdrückten Knoblauch hinzugeben. Alles miteinander verrühren und anschließend die Würfel dazugeben. Auf mittlerer Hitze schön cross braten. Danach aus der Pfanne nehmen und abkühlen lassen.
Den grünen Speck (keinen geräucherten) in kleine Würfel schneiden und in einer Pfanne bei mittlerer Temperatur auslassen, bis die Speckwürfel knusprig braun sind.
In der Zwischenzeit die Marinade zubereiten: Wasser, Essig, Salz, Pfeffer und Zucker werden gut miteinander vermischt. Jetzt den etwas abgekühlten Speck in die Marinade geben. Das flüssige Fett aus der Pfanne nach beliegen hinzugeben und ebenfalls gut verrühren. Die noch warme Marinade über den Salat gießen, alles durchrühren und etwas ziehen lassen. Die Croutons kommen erst kurz vor dem Servieren über die Rawinzerla: So bleiben sie schön cross. Den Feldsalat sofort servieren, da er mit der noch warmen Marinade am besten schmeckt.
Rezeptanleitung: Zum Herunterladen bitte anklicken.
Rawinzerla pdf Rezeptanleitung