Ohne die Klöße ist Franken fast undenkbar. Es gibt sogar ein Sprichwort, das sich auf diese Leib- und Magenspeise bezieht: Passiert etwas oft, sagen die Franken: „Alla Klößdoch“, gab es doch die beliebten Klöße fast jeden Tag und in immer neuen Varianten.
Eine davon sind die sogenannten Serviettklöß, die in Oberfranken mit Pedderla, mit Petersilie zubereitet werden. Da die Zubereitung dieser Klöße etwas aufwändiger ist, gab es sie bei uns nur an ganz besonderen Tagen. Wir futterten sie dann so schnell auf, dass nichts für den nächsten Tag übrig blieb.
Da heute der 12. eines Monats ist, möchte Caro von „Draußen nur Kännchen“ zwölf Bilder vom Tag sehen. Deswegen bereite ich für mich und die Mitbewohnerin heute oberfränkische Serviettenklöße zu und zeige das in elf Bildern.
Auf dem zwölften Bild sind allerdings meine Hände zu sehen: Ich hatte einmal zwölf Finger – ebenso wie mein jüngster Bruder. Daran konnte ihn meine Mutter übrigens zweifelsfrei identifizieren. Während die ersten vier von uns zu Hause geboren wurden, ganz so, wie das in den sechziger Jahren eine durchaus übliche Praxis war, kam unser jüngster Bruder im Krankenhaus zur Welt.
Eigentlich wollte meine Mutter auch bei dieser Geburt zu Hause bleiben, sie hatte Angst, dass ihr Kind möglicherweise im Krankenhaus vertauscht werden könnte. Doch die ganze Verwandtschaft redete ihr solange gut zu, bis sie sich überreden ließ. Immerhin hatte sie ja schon vier Jungs und hoffte innig auf eine Tochter. Als ihr nach der Geburt das dunkel gelockte Baby in den Arm gelegt wurde, freute sie sich erst – aber nur so lange, bis sie sah, dass es wieder nur ein Junge war. Darüber war sie so enttäuscht, dass sie ihn weglegen ließ.
Als die Schwestern im Krankenhaus ihr das Kind wieder zurückbrachten, war sie zunächst unsicher, ob sie tatsächlich das richtige Baby bekommen hatte. Doch als sie dessen Hände mit den insgesamt zwölf Fingern sah, wusste sie, dass sie ihr eigenes Kind im Arm hielt.
Die zwölf Finger sind bei uns in jeder zweiten Generation vorhanden: Meine Großmutter hatte sie, mein Bruder und ich hatten zwölf Finger und jetzt warten wir darauf, ob sie bei einem Enkel wieder auftauchen.
Während die zwei überzähligen Finger bei meinem Bruder operativ im Krankenhaus entfernt wurden, bekam ich als Baby einfach einen Draht darum und dann wurde gewartet, bis sie von selbst abfallen. So hat es mir die Mutter noch erzählt.
Ich habe oft als Kind darüber sinniert, was ich alles hätte werden können, wenn mir meine beiden zusätzlichen Finger geblieben wären. Ein weltberühmter Klavierspieler vielleicht?
Oberfränkische Serviettklöß
Zutaten:
6 altbackene Brötchen
1/2 Liter Milch
4 Eier
1 Bund frische Petersilie
Mehl, Salz, Pfeffer und Muskat
Zubereitung:
Die Brötchen in dünne Scheiben schneiden.
Alles gut miteinander vermischen und einige Stunden ruhen lassen.
Anschließend ein Geschirrtuch mit Mehl bestäuben, den Teig darauf geben und zu einem Säckchen zusammenbinden.
Mit Hilfe eines Kochlöffel das Säckchen in kochendem Wasser hängen und die Kloßmasse ca. 1 Stunde garen lassen.
Die Serviettenklöße werden in Scheiben portioniert und serviert.
Rezeptanleitung. Zum Herunterladen bitte anklicken.
Oberfränkische Serviettklöß pdf Rezeptanleitung