Fränkische Tapas Süßes und Mehlspeisen

Fränkisches Schwarzbeertörtchen

Es ist Juli, die Sonne scheint und hier bei uns in Franken sind die Schwarzbeeren, wie die Heidelbeeren bei uns genannt werden, reif. Deswegen beschließe ich noch vor der Mittagshitze welche zu pflücken. Heuer gibt es nicht so viele, vielleicht war es zu trocken. Ich brauche länger als sonst, doch ich halte durch, bis ich so viele Schwarzbeeren gepflückt habe, dass sie für einen Kuchen ausreichen. Auf dem Heimweg kaufe ich noch ein paar Dinge ein, die für den Kuchen benötigt werden.
Zuhause suche ich in dem Kochbuch meiner Mutter nach passenden Rezepten und finde einen Obstbodenkuchen, dick mit Schwarzbeeren belegt. Ich wasche die Beeren und die Lieblingshausziege kümmert sich um den Biskuitteig. Dabei erinnere ich mich an früher und erzähle ihr, wie wir in unserer Kindheit mit den Verwandten Schwarzbeeren reißen mussten und welche Rolle diese Beeren für unser Dorf hatten.
Ich krame in den alten Fotoalben, um nach Bildern zu suchen, wo meine Verwandten mit Schwarzbeeren zu sehen sind. Ich finde meine Oma mit ihren beiden Schwestern an einem Bahnhof. Die Huckelkörbe der Kreenweiber, die auch Meerrettich verkauften und deshalb von ihren Kunden so genannt wurden, sind voll. So muss es ausgesehen haben, wenn sie sich mit ihren Schwarzbeeren auf dem Weg zu den Marktplätzen gemacht haben. Jetzt setze ich mich an meinem Computer, sperre die Hitze mit Rollos aus und verfasse einen Blogbeitrag über fränkische Schwarzbeeren. In der Zwischenzeit kühlt der Teig ab und wird mit frischen Beeren belegt. Obendrüber kommt Tortenguss. Die Mitbewohnerin freut sich, als sie mittags nach Hause kommt und verputzt gleich ein Stück vom Kuchen als Nachtisch.
Ein Blick in den Garten verrät, dass das Unkraut gerade wieder seinen Siegeszug über unsere Nutzpflanzen beginnt und ich mache mich an die unliebsame Arbeit, das zu verhindern. Völlig verschwitzt und zufrieden über meinen Unkrautsieg kehre ich ins Haus zurück.
Mit einem fränkischem Steinbier lassen meine Mitbewohnerin und ich den Tag ausklingen und überlegen uns, wie wir die restlichen Heidelbeeren am nächsten Tag verbasteln können. Habt ihr eine Idee? Wir würden uns über Vorschläge und Rezepte freuen.

 

Fränkische Schwarzbeeren (Hochdeutsch Blaubeeren oder Heidelbeeren genannt)

Werden die Einwohner eines Dorfes immer noch als „Schwarzbeerreißer“ bezeichnet, hatten diese Früchtchen sicherlich einmal eine besondere Bedeutung für diese: Rund um unser Dorf sind die Wälder voller Heidelbeeren, wie die Schwarzbeere ganz offiziell heißt. Deswegen zogen früher die Dorfbewohner im Juli los, pflückten die Beeren und verkauften sie an hiesige Händler.

Kreenweiber mit ihren Huckelkörben am Bahnhof

Wer Schwarzbeeren reißen wollte, ging vor Tau und Tag, damit er möglichst als erster im Wald ankam. Es gab Einwohner, die sich geradezu einen Wettkampf um die besten Stellen lieferten. Vielleicht werden die Thurner bis heute nur deswegen Schwarzbeerreißer genannt, weil sie besonders viele dieser Blaubeeren sammelten.
Als meine Urgroßmutter 1931 Witwe wurde, bekam sie keine Rente, obwohl sie noch sechs Kinder durchfüttern musste. Deswegen fing sie mit Handeln an und wurde bald von ihren Kunden als Kreeweib bezeichnet. Sie handelte mit Gewürzen, Samen, selbstgemachtem Tee und Meerrettich.
War im Juli Schwarzbeersaison, kaufte sie diese von den Heroldsbachern und Thurnern auf und machte sich mit einem Huckelkorb auf dem Rücken und einem Holzwagen, beide voll mit Schwarzbeeren beladen, zu Fuß auf den Weg nach Nürnberg. Wollte sie rechtzeitig morgens um 10 Uhr auf dem Marktplatz sein, musste sie früh um 2 Uhr loslaufen: Vierzig Kilometer sind nun einmal kein Spaziergang. Konnte sie ihre Früchte gut verkaufen, leistete sie sich eine Rückfahrkarte für den Zug. Manchmal blieb sie auch über Nacht in Nürnberg und ihre beiden Söhne mussten ihr noch frische Schwarzbeeren bringen. Oft lief sie den ganzen Weg am selben Tag wieder zurück und ging in der nächsten Nacht wieder genauso mit Heidelbeeren beladen nach Nürnberg auf den Markt.

Damals bekamen die Schwarzbeerenreißer zwanzig Pfennig für ein Pfund Beeren. Zum Vergleich: Eine Maß Bier (ein Liter) kostete zur gleichen Zeit eine Mark. Die jungen Frauen kauften sich für das verdiente Geld neue Kleider für das Kirchweihfest, das Ende Juli im Dorf gefeiert wurde. Die jungen Burschen besserten ihr „Kerberschgeld“ damit auf, ihr Geld, das sie speziell für das Kirchweihfest sparten. Nur wer Geld hatte, konnte Bier trinken oder eine Frau, die ihm gefiel, auf ein Getränk einladen.
Als ich noch klein war, kam selbst unsere Verwandtschaft aus Oberbayern extra jedes Jahr angereist und deckte sich mit frischen Schwarzbeeren ein. Wir gingen gemeinsam zum Pflücken in den Wald, meine Mutter belegte anschließend einen oder zwei Obstböden, auf die wir fünf Jungs immer schon sehnsüchtig warteten, hatten wir doch dafür ordentlich geschuftet und Schwarzbeeren gesammelt.

Schwarzbeerkuchen

Fränkischer Schwarzbeerkuchen mit Biskuitboden

Zutaten für den Biskuitboden:
75 Gramm Weizenmehl
75 Gramm Stärkemehl
125 Gramm Zucker
3 Eier
3 EL Wasser
1 TL Backpulver
1 Päckchen Vanillinzucker
Eine Prise Salz

Für den Belag:
Tortenguß klar
500 Gramm Schwarzbeeren (Heidelbeeren)

Rezept:
Die Eigelb unter Zugabe von 3 Eßlöffel heißem Wasser schaumig schlagen. Dabei 100 Gramm Zucker, eine Prise Salz und den Vanillinzucker zugeben. Das Eiweiß und den Restzucker zu sehr steifen Schnee schlagen. Den schnittfesten Eischnee auf die Eigelbmasse geben. Das Backpulver in das Mehl mischen und über die Teigmasse sieben. Mit einem Schneebesen alles unterheben. Den Biskuitteig in eine gefette Obstbodenform geben, glattstreichen und im vorgeheizten Ofen bei 150° C zwölf bis fünfzehn Minuten backen.
Den Biskuitboden etwas abkühlen lassen und vorsichtig aus der Form stürzen. Sobald er ganz abgekühlt ist, mit den Schwarzbeeren belegen und anschließend mit Tortenguss überziehen.

Tipp: Man kann auch Mürbeteigtörtchen anstelle eines Biskuitboden verwenden.

Rezeptanleitung. Zum Herunterladen bitte anklicken.
Fränkischer Schwarzbeerkuchen pdf Rezeptanleitung

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