Lieber Nikolai, heute ist es genau ein Jahr her, dass Du von uns gegangen bist.
Link zu letzte Erdbeeren für Nikolai
Wie es am ersten Todestag üblich ist, lasse ich für Dich eine Messe lesen, eine Messe in der Abtei Maria Frieden. Es ist eine besondere Art der Fürsprache für Dich bei Gott.
Ich hatte viele Wünsche für Dich und hätte gerne noch vieles mit Dir unternommen. Das geht nun nicht mehr. Und trotzdem bleibst Du bei mir und in meinen Gedanken und Erinnerungen. Wo ich bin, bist Du, aber wo Du bist, kann ich nicht sein. Zumindest noch nicht. Aber eines Tages sehen wir uns wieder, Gott allein weiß, wann das sein wird. Bis dahin trage ich Dich in meinem Herzen und nehme Dich überallhin mit.
Nach Deinem Tod war ich eine Woche lang am Lech unterwegs und habe mir viele Gedanken zu Dir notiert. Das hat mir sehr geholfen, zumal Du ja immer bei mir warst.
Im August hat einer deiner Cousins seine Hochzeit bei uns im Garten gefeiert. Seine Frau stammt aus Tahiti und wir haben uns im Garten an tahitischen Tänzen probiert. Da ich Tahiti ja nur von den Bildern von Paul Gauguin kannte, konnte ich ein wenig davon in unserem Garten erleben.
Im September fuhr ich für ein paar Tage zum Schreiben in den Frankenwald. Dort ist es sehr schön und ruhig, aber es gibt hier auch das Höllental.
Weihnachten habe ich wieder bei den Benediktinerinnen in der Abtei Maria Frieden verbracht. Dort habe ich viel an Dich gedacht und daran, wie wir früher gemeinsam Weihnachten gefeiert haben.
Im März waren wir für drei Wochen in Israel, bei einem Bekannten meiner Mitbewohnerin. Das ist ein sehr beeindruckendes Land, auch wenn es recht klein ist.
Wir haben dort erlebt, wie zerbrechlich der Frieden dieser Welt sein kann und ich war mit Dir auf dem Jesus-Trail unterwegs, dem Du jetzt näher als ich bist.
Eine Woche lang wohnten wir direkt auf der Via Dolorosa in Jerusalem, in einem sehr alten Hospiz der Johanniter. Ab 5 Uhr morgens waren die ersten Pilgergruppen mit ihren Holzkreuzen unterwegs und folgten dem letzten Weg Jesu vom Palast des Herodes bis Golgotha. Aber den Kreuzweg kennen wir beide ja nur zu gut.
Als ich wieder zu Hause war, habe ich für Dich eine Gedenktafel auf dem Grab Deiner Oma Rosemarie angebracht. Jetzt haben auch Deine Freunde und Verwandten einen Ort der Trauer um Dich.
In der vergangenen Woche habe ich übrigens Dein letztes Zuhause in Erlangen besucht. Ich wollte sehen, wie es dem Baum geht, den Deine Mitbewohner vor einem Jahr für Dich gepflanzt hatten. Sie erzählen, dass an Weihnachten an Deinem Baum eine Kerze geleuchtet und für Dich gebrannt hat. Wir haben uns unterhalten.
In diesem Jahr habe ich viele Menschen neu kennengelernt und bereits bekannte Menschen oft von einer völlig neuen Seite erlebt. Schmerz macht ehrlich – und was das Wichtigste ist: Es kommt auf die Beziehung an, die Erlebnisse und die Nähe, das Sprechen über das, was uns wirklich bewegt. Ich habe viele Freunde gefunden, manche nach langer Zeit wiedergefunden und das alles hat Dein Tod bewirkt.
Dein Tod hat mir gezeigt, dass das Leben sehr schnell zu Ende sein kann und man Dinge nicht aufschieben soll, die man machen möchte. Deswegen bin ich auch nach Israel gefahren, als sich die Möglichkeit bot. Ich weiß jetzt, das man für sich und sein Leben selbst verantwortlich ist. Auch wenn der Wunsch groß ist, Dich wiederzusehen, muss ich mein eigenes Leben sinnvoll gestalten und weiterleben. Du bist ja immer dabei, bei allem, was ich mache. Vielleicht haben wir inzwischen die Rollen getauscht: Während ich für Dich als Kind verantwortlich war und Dir gezeigt habe, welche Wege es gibt, führst Du mich jetzt und zeigst mir, was ich tun soll. Du bist ja sowieso immer bei mir.
Erdbeeren hast Du geliebt. Als ich noch Kind war, hat Deine Oma immer leckere Windbeutel mit Erdbeeren gemacht. Die bekommst Du heute von mir zu Deinem Sterbetag, der eigentlich Dein Geburtstag im Himmel ist. Mach es gut dort oben und grüße Deine Oma Rosemarie ganz herzlich von mir. Ich hoffe, meine Windbeutel schmecken genauso gut wie ihre.
Windbeutel mit Erdbeeren
Zutaten
für den Brandteig:
1/4 Liter Wasser
50 g Butter
200g Mehl
4 Eier
1 Prise Salz
1 Messerspitze Backpulver
Für die Füllung:
Erdbeeren
Schlagsahne
Zubereitung Brandteig:
In einem ausreichend großem Topf das Wasser mit der Butter und einer Prise Salz kurz aufkochen. Den Topf vom Herd nehmen, das Mehl auf einmal hinzugeben und den Teig solange mit einem Kochlöffel rühren, bis er sich vom Topfboden löst. Nun den Teig in eine Rührschüssel geben und die Eier nacheinander mit dem Knethaken untermischen. Den Teig nach dem ersten Ei noch etwas abkühlen lassen. Beim letzten Ei das Backpulver hinzugeben.
Den fertigen Teig in einen Spritzbeutel mit großer Tülle geben und auf ein Backblech spritzen.
Dabei genügend Platz zwischen den gespritzten Häufchen lassen. Im Ofen eine halbe Tasse Wasser auf den Boden gießen und auf 220 °C vorheizen. Die Windbeutel 20 Minuten darin backen.
Nach dem Backen die Windbeutel sofort aufschneiden, damit sie innen trocknen können.
Sobald die Windbeutel abgekühlt sind, können sie mit Erdbeeren und Sahne nach Belieben gefüllt werden.
Rezeptanleitung. Zum Herunterladen bitte anklicken.
Windbeutel mit Erdbeeren pdf Rezeptanleitung