Holzofenbrot

Brot wurde bei uns jeden Tag gegessen. Es war immer welches in der Speisekammer. Wurde Brot tatsächlich einmal hart – was bei uns fünf Jungs nicht oft vorkam – wurde es nicht etwa entsorgt, sondern in Milch getunkt. Damit uns das eingetunkte Brot besser schmeckte, bekamen wir es verzuckert zum Frühstück.
Als wir einmal auf dem Grundstück der Nachbarn Fußball spielten, fiel im Eifer des Gefechtes einem meiner Brüder ein Stück Brot auf den Boden. Die Großmutter arbeitete in ihrem Garten nebenan, blickte just in diesem Moment auf. bemerkte den Brotfall und fing sofort an zu zetern: „Das ist Todsünde, ihr dürft doch kein Essen wegwerfen!“ Daraufhin bückte sich mein kleiner Bruder, schnappte sich das Brot und aß weiter.
Wie sehr die Menschen das Brot damals noch schätzten, lernten wir als Kinder ebenfalls: Bevor meine Mutter überhaupt ein Brot anschnitt, zeichnete sie mit dem Messer drei Kreuze auf den Laib und sprach: „Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“. Erst danach schnitt sie die Scheiben und wir durften sie essen.

Brot wird in den Holzbackofen geschoben
Brot wird in den Holzbackofen geschoben

Solange ich Kind war, bildete Brot eigentlich nur die Grundlage für Wurst oder Käse. Erst als ich für eine Weile anderswo in Deutschland unterwegs war, merkte ich, wie gut unser Brot hier war: In vielen Dörfern der fränkischen Schweiz stehen die alten Holzbacköfen und in ihnen wird immer noch Brot gebacken. Sie sehen ein bisschen aus wie kleine Hexenhäuschen und sind vom Holzfeuer verrußt. Wer einmal ein warmes Brot dort ergattern konnte und eine Scheibe davon gekostet hat, weiß, dass er darauf keinen Brotbelag vermissen wird.

Schild - hier gibt es frisches Holzofenbrot
Schild – hier gibt es frisches Holzofenbrot

Wenn wir heutzutage in der fränkischen Schweiz unterwegs sind, halten wir die Augen offen: Groß sind die Schilder nicht, auf denen „frisches Brot“ offeriert wird. Dann gönnen wir uns diesen Genuss von ofenfrischem Sauerteigbrot, mit nichts drauf, sozusagen.

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